Saisonpause – Für wen ist sie sinnvoll und für wen nicht?

high angle shot of person riding a bike

Während die Tage immer kürzer und die Klamotten immer länger werden, stellt sich für viele Athleten die Frage, wie es weitergehen soll? Im Kopf stecken die zahlreichen guten Trainingseinheiten und vor allem die dadurch zustande gekommenen starken Erlebnisse, egal ob während Events oder Ausfahrten gesammelt. 

Ein bisschen den unspezifischen Formaufbau pushen oder weiter Kilometer sammeln ist doch schon in Ordnung, oder? Der Körper ist fit, belastbar und vor allem ganz wichtig: es soll doch immer weiter gehen! 

Diese – oder so ähnliche – Gedanken werden gerade sicherlich viele Athleten haben! 

Wieso du dich von diesen Gedanken nicht verleiten lassen und ganz dringend irgendwann in dem Zeitraum von Mitte September bis Ende November eine Saisonpause einlegen solltest, erfährst du in dem folgenden Blogbeitrag!

In dem dazugehörigen Video habe ich schon drei wichtige Punkte genannt, die den Sinn einer Saisonpause erklären. Bevor ich weitere Punkte aufzähle, möchte ich die Punkte aus dem Video aufnehmen und weiter ausführen! 

1. Ego außen vor lassen und dem Körper eine schöpferische Denkpause geben!

Dieser Satz ist für viele selbstverständlich und vor allem sinnig. Es kann natürlich nicht 24/7 weiter nach vorne gehen! Ich stelle aber immer häufiger bei Ausdauersportlern den Gedankengang fest, dass ein “IMMER WEITER” die einzige Option ist und fast schon eine Angst vor der Saisonpause, bzw. vor regenerativen Phasen, vorhanden ist! 

“Die dazugewonnene Fitness oder der erreichte Körperbau sollten möglichst gehalten und optimiert werden.”

Ich kann aber beruhigen: Wenn du einmal eine gewisse Fitness hattest und deine regenerative Phase nicht zwei Jahre andauert, dann wird sich der Körper den Fitnesszustand merken und diesen auch schnell wieder erreichen! Die “muscle memory” sollte jedem bekannt sein! Das Argument ist also nicht haltbar!

Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass verschiedene Strukturen im Körper auch eine unterschiedlich lange Regenerationszeit benötigen. Passive Strukturen, wie Sehnen, Bänder und Knochen, sind weniger gut durchblutet und brauchen länger zur Adaptation! 

Ich möchte hier nicht die These aufstellen, dass ihr die Saisonpause als Ruhephase für euren Knochen macht, sondern möchte den Blickwinkel erweitern und euch aus einer eventuell einseitig aufgestellten Sichtweise holen. Der Körper muss immer in seiner Gesamtheit betrachtet werden und vielleicht zwickt es auch bei dir an der ein oder anderen Stelle, über die ihr aber in den letzten Monaten hinweg trainiert habt! 

2. Die Chance nutzen und Alternativtraining einbauen!

Eine vollständig unterschätzte Größe im Training ist das Einbauen von Alternativtraining, obwohl die Effekte oftmals über Plateaus, körperliche Schwachstellen oder auch beim allgemeinen Formaufbau helfen können! 

Der Körper befindet sich im Radsport einer extrem einseitigen Belastung. Die Bewegungen und die Inhalte wiederholen sich sehr häufig. Durch die Position auf dem Rad entsteht auch über kurz oder lang eine strukturelle Dysbalance – wenn man nicht gegensteuert! 

Diese Phase der Saison sollte man nutzen und die eigenen Dysbalancen angehen! Aufgrund eines reduzierten Trainingsreizes auf dem Rad kann sich der Körper auch viel besser um den neuen Reiz kümmern – wie auch immer er ausfallen mag! 

Was für eine Art von Alternativtraining empfehle ich? 

Bei mir stehen hoch im Kurs muskulär fordernde Sportarten! Das Laufen und/ oder auch das Krafttraining sind sehr gute Ansätze, um den Körper strukturell zu stärken und auf ein leistungsfähigeres Niveau zu stellen! Hier sollte erwähnt werden, dass ihr euch nicht direkt extrem fordern sollte! Sowohl das Laufen als auch das Krafttraining sollten erstmal nicht mehr als 1-2x in der Woche durchgeführt werden. 

Durch den Radsport ist aufgrund der einseitigen körperlichen Entwicklung eine Sache sicher, der Muskelkater wird kommen! 

3. Geht euren sozialen Verpflichtungen nach! 

Oftmals ist aufgrund der vielen Ausfahrten der Alltag eng getaktet! Der Spagat zwischen Job, Trainingsvorgaben erfüllen und dann noch ausreichend Zeit für den Partner, Freunde oder Familie finden ist bei vielen Athleten groß! Einer der oben genannten Sachen leidet immer, das ist unausweichlich! Schätzt es also umso mehr, welch gutes Umfeld man hat und versucht es auch bewusst ein Stück zurückzugeben! 

Ich denke, mit den erwähnten Punkten sind drei wichtige Themen behandelt worden. Das sind aber nicht die Einzigen!

Neben den oben genannten Punkten bietet sich eine Saisonpause aus weiteren Aspekten an! Der Einbau einer Leistungsdiagnostik, eines Bikefittings, der Planung der kommenden Saison und/ oder sich grundsätzliche Gedanken zu den eigenen Ambitionen und Ziele machen oder hinterfragen, kann in der zusätzlich zur Verfügung stehenden Zeit angegangen werden. Darüber hinaus gibt es noch weitere Punkte, wie das Ändern von Ernährungsgewohnheiten oder das Ausmisten vom Radkeller. 

Man sieht also, dass eine Saisonpause vielfältig genutzt werden kann und neben dem Reset für die neue Saison weitere Chancen für andere Themen bietet, die geändert werden können. 

Kommen wir noch zu einem abschließenden Punkt, nämlich für wen die Saisonpause nicht zwingend sein muss. Athleten, die gerade mit dem Sport anfangen, ein geringes wöchentliches Volumen fahren (unter 4 Trainingseinheiten in der Woche und/ oder weniger als 6h Training in der Woche) oder aufgrund eines besonderen Saisonverlaufs, bzw. mehrwöchigen Zwangspause in den letzten 2 Monaten, ihre eigene Ruhephase hatten müssen selbstverständlich nicht die Füße hochlegen und können mit einem verstärkten Grundlagentraining an der Basis für die Saison schrauben! 

Wir kommen also hier zu meinem Leitspruch: Kein Training ohne Kontext! Mit diesen Worten verabschiede ich mich jetzt auf die Couch! Ich weiß: Schwierig auszuhalten diese Saisonpause. 

Wenn euch der Beitrag gefallen hat oder weitere Anregungen und Fragen aufkommen, dann scheut euch nicht, uns anzuschreiben! 

2 Antworten auf „Saisonpause – Für wen ist sie sinnvoll und für wen nicht?“

    1. Sicherlich kann man das auch so formulieren und der Ansatz, dass man was anderes machen soll, ist genau richtig! “Eine Pause von dem progressiven und fokussiertem Radtraining mit dem Einbau von alternativen Trainingsmethoden” könnte man es nennen, wenn man daraus eine Definition basteln möchte!

Kommentar verfassen